Herr Dr. Weibels-Balthaus fand passende Worte:
“Kein Menschenleben gehört in eine Fußnote!
Wir gedenken der Opfer des Luft-Großangriffs auf Osterfeld heute vor 78 Jahren. Unter ihnen waren mindestens 250 sowjetische Kriegsgefangene. Sie kamen ums Leben, als am Mittag des 30. November 1944 die Bomben der Alliierten das Kriegsgefangenenlager des G.H.H.-Bergbaus zerstörten. Diese Männer, viele von Ihnen aus der Ukraine, waren von den Nazis gefangengenommen und im Kriegsgefangenenlager des G.H.H.-Bergbaus zur Arbeit für Nazi-Deutschland gezwungen worden. Der Tod dieser Menschen – ein bloßer Kollateralschaden? Eine nicht beachtete Fußnote in der Geschichte des Kampfes der alliierten Streitkräfte gegen das menschenverachtende Nazi-Regime?
Die Schulgemeinde der Gesamtschule Osterfeld antwortet ganz klar, „Nein, das darf nicht sein! Kein Menschenleben darf unbeachtet bleiben! Kein Menschenleben gehört in eine Fußnote!“ Aus dieser Überzeugung heraus arbeiteten von 2014 bis 2016 die Geschichtsprojektkurse der Gesamtschule Osterfeld unter Leitung ihrer Lehrerin, Frau Dr. Gudrun Havemann, die Geschichte der Menschen im Zwangsarbeiterlager des G.H.H.-Bergbaus heraus. Dabei wurden sie tatkräftig unterstützt von Herrn Schepers von der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung und von Herrn Heinrichs von der Gedenkhalle Oberhausen. In ihrer mehr als zweijährigen Arbeit stellten diese Oberstufenschüler*innen der GSO eindrucksvoll heraus: Das von Nazi-Deutschland über die Welt gebrachte Leid und Unrecht darf nicht relativiert werden! Und kein Menschenleben gehört in eine Fußnote!
Folgerichtig war auch die Arbeit des Geschichtsprojektkurses der Ausgangspunkt für eine Bewegung, die die ganze Schulgemeinde ergriff und die zum Beitritt der GSO zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ im Jahr 2016 führte. Die seither andauernde Arbeit unserer SOR-Gruppe, in der sich Schüler*innen und Lehrer*innen engagieren, durchzieht das ganze Schulleben. Sie wird z. B. im Unterricht, in Gedenkveranstaltungen wie der heutigen und in unserem jährlichen SOR-Projekttag am letzten Donnerstag vor Ostern sichtbar. An dieser Stelle lade ich schon einmal herzlich für den 27. Januar ein. Dann werden wir auf Einladung der Gedenkhalle Oberhausen gemeinsam mit den anderen Oberhausener Schulen der Opfer des Holocaust gedenken.
Und heute? Der verheerende Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine bringt Tod, Leid und Elend über die Menschen und vertreibt sie aus ihrer Heimat. Dass dieser Krieg gleichsam vor unserer Haustür tobt, macht ihn erfahrbarer für uns; es darf jedoch nicht unsere Aufmerksamkeit davon ablenken, dass auch in anderen Teilen der Welt Menschen in Kriegen sterben. Deshalb sagt die Schulgemeinde der Gesamtschule Osterfeld mit großer Einmut: „Nie wieder Krieg! Nie wieder Rassismus und Nationalismus!“ Mit dieser Gedenkstunde setzen wir ein Zeichen gegen die Wiederbelebung alter und die Entstehung neuer Feindbilder, für ein friedliches Zusammenleben von Menschen aller Nationen. Denn schlussendlich gilt die in den wunderbaren Zeilen eines englischen Dichters zum Ausdruck kommende Erkenntnis: „Der Tod eines jeden Menschen ist auch mein Verlust, da ich ein Teil der Menschheit bin.“ Oder in meinen eigenen, einfachen Worten formuliert: Jedes Menschenleben muss geschützt werden und ist wichtig. Kein Menschenleben gehört in eine Fußnote!
Ich danke Ihnen und euch für Ihre und eure Aufmerksamkeit.“